Von Hannah Dungs
Ich bin Hannah, 24 Jahre alt und studiere im zweiten Mastersemester Grundschullehramt in Münster.
Im Rahmen meines letzten Semesters hatte ich die Möglichkeit, über die Bildungswissenschaften an dem Seminar „Inklusion unter dem Fokus der Kinderrechte“ bei Herrn Bertels und Herrn Rott teilzunehmen. Hier haben wir zu Beginn die Konzepte der Inklusion sowie der sozialen Ungleichheit besprochen und auf Basis dessen die Bedeutung von Kinderrechten abgeleitet.
Nach einer intensiveren Thematisierung dieser hatten wir die Möglichkeit, mit verschiedenen Akteur:innen, wie Elisabeth Stroetmann, die als Landeskoordinatorin das Programm Kinderrechteschulen NRW verantwortet oder daran teilnehmenden Lehrkräften und Schüler*innen, in Kontakt zu treten. Dadurch konnten wir die Einstellungen sowie die Gedanken zur Umsetzung der Kinderrechte im schulischen Alltag aus der Perspektive der Lehrer:innen, Schüler:innen, Eltern sowie der Schuladministration beleuchten und diese miteinander in Beziehung setzen.
Kinderrechte sind für den schulischen Alltag zentral
Das Seminar hat mir die Bedeutung der Kinderrechte für den schulischen Alltag verdeutlicht. Nicht nur das Miteinander der Kinder, sondern auch die Beziehung zwischen Lehrkraft und Schüler:in sollte nach den Kinderrechten ausgelegt sein, auf gegenseitigem Respekt beruhen und auf gemeinsamer Augenhöhe geschehen. Dass dies nicht immer der Fall ist, ist uns schnell bewusst geworden und natürlich kann man als Lehrkraft nicht immer alles richtig machen, doch in diesem Fall geht es nicht nur um konkrete Handlungsweisen, sondern um eine mentale Einstellung den Schüler:innen gegenüber.
Typische und altbekannte Reaktionen von Lehrkräften, z.B. im Umgang mit Störungen, entsprechen leider nicht immer einer symmetrischen Beziehung und untergraben oftmals die Kinderrechte. Ein kritisches Reflektieren der eigenen Handlungen ist gefragt und mir ist bewusst geworden, dass es genau das ist, was die Professionalität im Lehrberuf ausmacht. Natürlich ist es nicht immer einfach, natürlich ist es unangenehm, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen, natürlich machen wir Fehler, aber genauso natürlich sollte ein respektvoller Umgang mit den Schüler:innen sein. Denn das Ausgleichen von (Bildungs-) Ungerechtigkeit ist eine der Funktionen der Schule und gerade die Lehrkraft mit ihrer Vorbildfunktion untergräbt oftmals, wenn auch unbewusst, die Rechte der Kinder.
Kinderrechte sollten fest in den curricularen Vorgaben der Lehramtsausbildung verankert sein
Niemand macht dies mit Absicht und genau aus diesem Grund sind eine Auseinandersetzung mit dem Thema und eine Sensibilisierung notwendig, auch schon in der Lehramtsausbildung, denn Prävention ist besser als Nachsorge.
Hierbei ist es wichtig, dass ein Seminar, wie ich es besuchen durfte, fest in den curricularen Vorgaben der Lehramtsausbildung verankert ist und es sich nicht, wie bei mir, um ein Wahlfach handelt, welches man mit etwas Glück besuchen darf. Einen respektvollen Umgang auf Basis der Kinderrechte und eine damit einhergehende Selbstreflexion sollten alle Lehramtsstudierenden erlernen und theoretisch verknüpfen können. Denn der Lehrberuf ist mit viel Verantwortung verbunden und jede:r kennt Augenblicke aus der eigenen Schullaufbahn, als Lehrkräfte nicht respektvoll gehandelt haben und welche Narben das hinterlassen kann.
Durch das Seminar wurde mir bewusst, wie wichtig eine Thematisierung der Kinderrechte und ein damit verbundenes Empowerment der Kinder ist, denn sie selbst sind nicht diejenigen, die sich für ihre Rechte einsetzen können. Es liegt an den Erwachsenen dies zu tun, indem wir sie in ihrem Kindsein respektiert, akzeptiert und unterstützt.
Hannah Dungs